Die Fundstelle Develier-Courtételle (Kanton Jura, Schweiz) liegt auf 450 m Höhe in einem vom Bach " La Pran " durchflossenen Seitental des Delsberger Beckens im Juragebirge. Diese vom 6. bis zum 8. Jh. nach Chr. bestehende ländliche Siedlung wurde 1987 dank Sondierungsgrabungen im Vorfeld des geplanten Baus der Autobahn A16 entdeckt und zwischen 1993 und 1996 durch die Sektion Archäologie des Office de la Culture auf einer Fläche von 3,5 ha ausgegraben. Die Forschungsergebnisse zu dieser Fundstelle werden nun in fünf Bänden der Cahiers d'archéologie jurassienne (CAJ 13-17) veröffentlicht. Der vorliegende dritte Band dieser Serie stellt die Forschungsergebnisse zu den Fundobjekten aus Keramik, Stein, Glas, Bernstein, Holz, Knochen und Ton vor.

Der grössere Teil des Bandes ist der Untersuchung der über tausend Keramikgefässe gewidmet, in denen Essen und Trinken zubereitet, gelagert und serviert wurde (Kap. 2-7). Dieses auf Grund eingehender typologischer Vergleiche zwischen 6. und 8. Jh. datierte Koch- und Tafelgeschirr umfasst ein recht begrenztes Spektrum von Grundformen (Kochtöpfe, Krüge, Becher, Schüsseln und Schalen), die im Detail, besonders in den Rändern, variieren. Die typologische Variabilität spiegelt sich in der Vielfalt der Fabrikate wider. Diese Studie ist von besonderem Interesse, da es wenige vergleichbar gut erhaltene Fundensembles aus gleichaltrigen Siedlungskontexten gibt.

Eine Analyse der räumlichen Verteilung der Keramikscherben erlaubte es, die Gliederung und zeitliche Entwicklung der Siedlung deutlicher zu erkennen (Kap. 6).

Eine archäometrische Untersuchung (chemische, petrographische und mineralogische Keramikanalysen) ergänzte den traditionellen archäologischen Ansatz. Mit Hilfe dieses interdisziplinären Ansatzes liess sich erweisen, dass die in Develier-Courtételle gefundenen Töpferwaren nicht vor Ort hergestellt wurden, sondern hauptsächlich aus Produktionsorten der Basler Region, im Burgund und der Franche-Comté, sowie im Elsass und in Nordbaden stammen. Nur ein kleiner Teil kommt wohl aus der näheren Umgebung der Fundstelle, also aus dem Delsberger Becken.

Hingegen stammen die etwa 30 Laveztöpfe, die neben Keramiktöpfen zum Kochgeschirr gehören, aus dem westlichen Alpenraum (Kap. 8). Mit den Keramikanalysen und den petrographischen Analysen der Lavezgefässe steht nun eine umfangreiche Vergleichsbasis für zukünftige Forschungsarbeiten zur Verfügung.

Die dritte Gefässgattung, das Glasgeschirr, beschränkt sich im Wesentlichen auf ein Ensemble von kleinen Bechern des 6. und 7. Jh. und kann dem Tafelservice zugezählt werden (Kap. 9).

Neben den Gefässen schliessen die nichtmetallischen Funde eine ganze Reihe von Gegenständen aus verschiedensten Materialien ein, die im zweiten Teil des Buches vorgestellt werden. Steingeräte umfassen etwa zweihundert Objekte, die Hälfte davon Silex-Feuerzeuge. Der petrographischen Analyse zufolge stellen praktisch alle Feuersteine Importe dar, obwohl zwei Drittel davon natürliche Fragmente sind (Kap. 10). Die etwa fünfzig Mühlsteinfragmente, die hauptsächlich aus den Vogesen stammen, gehören zu Drehmühlen, die entweder hydraulisch oder manuell betrieben wurden. Ein recht umfangreiches Ensemble von Schleifsteinen verschiedenster Form und Grösse vervollständigt das Inventar der Gerätschaften aus Stein.

Fundobjekte aus Holz sind rar. Dennoch beinhaltet diese Fundgattung einige sehr interessante Stücke, wie zum Beispiel eine Zahnradverbindung, Webschiffchen und eine Kübeldaube (Kap. 11).

Bei den geborgenen Elementen von Schmuckstücken aus Glas und Bernstein handelt es sich fast ausschliesslich um Perlen, die vorwiegend dem 7. Jh. zuzuweisen sind. Der Bernstein wird an der Ostsee gefunden und von dort eingeführt (Kap. 12).

Eine kleine Serie von Fundobjekten aus Knochen ist mit der Textilverarbeitung in Verbindung zu bringen und belegt verschiedene Tätigkeiten wie Spinnen, Weben und Nähen. Der andere Teil dieser Fundgattung besteht im Wesentlichen aus kleinen Fragmenten von Kämmen (Kap. 13).

Der Band schliesst mit der Besprechung eines Ensembles von Kleinfunden aus Ton, zusammengesetzt aus einem Dutzend Spinnwirtel, dem Fragment eines Webgewichtes und einigen Scheiben unbekannter Funktion (Kap. 14).

Übersetzung: Gisela Thierrin-Michael