Beim vorliegenden Buch handelt es sich um den zweiten von fünf Bänden über die merowingerzeitliche, ländliche Siedlung von Develier-Courtételle. Es stellt die Forschungsergebnisse zu den metallurgischen Abfällen und Gegenstände aus Metall vor, die im Zusammenhang mit dem durch den archäologischen Dienst des Kulturamts der Republik und des Kantons Jura zwischen 1993 und 1996 ausgegrabenen Fundplatz gesammelt wurden. Das Vorhandensein einer bedeutenden Schmiedeaktivität war bereits während der Ausgrabung fassbar, da neben den Abfällen auch fünfzehn Befunde mit Bezug zur Eisenverarbeitung entdeckt wurden (CAJ 13). Bei zwölf dieser Feuerstellen, von denen vier keine gesicherte Zuweisung erlauben, handelt es sich um Ausheizherde oder Schmiedeessen, drei weitere können als Schmiedeplätze angesprochen werden.

Nach einer kurzen Erläuterung allgemeiner Zusammenhänge in Kapitel 1 erfolgt im Kapitel 2 eine Einführung in die Grundkenntnisse zur Untersuchung der Eisenmetallurgie sowie die detaillierte Beschreibung der angewandten archäologischen und analytischen Methoden.

Die mit 100 000 Bruchstücken und einem Gesamtgewicht von mehr als vier Tonnen ausserordentlich zahlreichen metallurgischen Abfälle, welche in den frühmittelalterlichen Siedlungsschichten zu Tage traten, werden in Kapitel 3 detailliert vorgestellt. Die Abfälle sind typisch für das Schmieden : innerhalb der ausgegrabenen Fläche konnte kein Nachweis für die Eisenerzverhüttung erbracht werden. Typisch für den Schmiedekontext ist, dass rund die Hälfte aller Schlackenbruchstücke der Kategorie der kalottenförmigen Schlackenangehört, vom Gewicht her umfasst diese Kategorie sogar 90 % der Abfälle. Eine zweite, kleine, aber informationsreiche Kategorie sind eisenreiche Abfälle bestehend aus Schmiedeabfällen und eisenreichen Schlacken. Der Rest der metallurgischen Abfälle besteht aus Hammerschlag, Schlacken mit Fliessstrukturen, Erz sowie verschlackten Herdwandbruchstücken. Die detaillierte Untersuchung von 1172 kalottenförmigen Schlacken stellt den Schwerpunkt der Arbeit dar. Um die Kalottenschlacken, welche beim Ausheizen entstehen, dem Reinigen und Kompaktieren des im Verhüttungsvorgang gebildeten Eisenschwammes, von denen zu unterschieden, die beim Schmieden, dem Fertigen eines Eisenobjektes, anfallen, waren Untersuchungen zur Chemie, Mineralogie und Metallographie der Kalottenschlacken notwendig. Dank der Resultate der Metallanalysen der eisenreichen Schlacken und Schmiedeabfälle konnte eine Referenzgruppe des in Develier-Courtételle verarbeiteten Eisens definiert werden.

Die Klassierung von etwa 2200 Gegenständen und Objektbruchstücken aus Metall aus den Siedlungsschichten erfolgte getrennt nach Material : in Kapitel 4 werden die zahlreichen Eisenfunde und in Kapitel 5 die wenigen Buntmetallobjekte besprochen. Die Vielfalt und Qualität dieser Gerätschaften lässt Rückschlüsse auf wirtschaftliche und häusliche Aktivitäten zu. Neben Gebrauchs- und persönlichen Gegenständen sind auch Waffen und Zaumzeug vorhanden. Aus der typologischen Auswertung der Metallobjekte geht hervor, dass handwerkliche Tätigkeiten eine bedeutende Rolle in der Ökonomie des Weilers von Develier-Courtételle eingenommen haben. Ein Teil der Werkzeuge wurde zum Schmieden und Giessen gebraucht, ein anderer weist Arbeiten mit Holz, Textilien und Leder nach. In geringerem Ausmass stellen die Gegenstände einen Bezug mit der Landwirtschaft und Tierzucht her und unterstreichen so einen weiteren Aspekt der ökonomischen Basis dieser Siedlung. Trachtbestandteile und Schmuckgegenstände sowie in geringerem Umfang Waffen und Zaumzeug liefern Anhaltspunkte zur Datierung. Das Objektspektrum beschränkt sich jedoch im Wesentlichen auf das 7. Jh. Ausserdem konnte nachgewiesen werden, dass gewisse Metallobjekte vor Ort produziert wurden. Dies war einerseits durch die archäologischen Befunde, Schmiedeabfälle und spezifischen Werkzeuge möglich, andererseits erfolgte es anhand der chemischen Untersuchungen, die einen Bezug zwischen dem am Platz verarbeiteten Metall und demjenigen gewisser Metallobjekte herstellen liess.

Die Untersuchung zur räumlichen Verteilung von Abfällen und Metallobjekten in Kapitel 6 erfolgte entsprechend den zehn in Develier-Courtételle nachgewiesenen Komplexen, bei denen es sich um sechs Gehöfte (F1 bis F6) und vier Arbeitszonen (Z1 bis Z4) handelt. Diese Auswertung hat es ermöglicht, die Organisation der Schmiedetätigkeit anhand der metallurgischen Abfälle besser zu erfassen, sowie die grossen Linien der chronologischen Entwicklung des Weilers an Hand signifikanter Metallobjekte zu erkennen. Die Fundverteilung der Abfälle ermöglichte es, mehrere metallurgische Werkstätten zu identifizieren, trotz Erosion der Befunde und archäologischen Gehhorizonte. Das Verhältnis der Kalottenschlacken untereinander, die einem der drei Schmiedeprozesse dem Reinigen und Kompaktieren des Eisenschwammes oder dem Schmieden zugewiesen werden konnten, erlaubt es manchmal, die Ausrichtung der in einer Werkstatt durchgeführten Arbeiten ein bisschen genauer zu erkennen.

In Kapitel 7 werden technologische, quantitative und vergleichende Überlegungen zur Chronologie sowie den kulturellen und wirtschaftlichen Kontakten des Weilers von Develier-Courtételle erörtert. Das Zusammenstellen der erhaltenen Daten führt zu einer Standortsbestimmung betreffend die metallurgischen Abläufe, die von den Schmieden in Develier-Courtételle zwischen 550 und 650 n. Chr. angewendet wurden. Zwischen dem 6. und 8. Jh. wurden die Ufer des Baches La Pran durch eine landwirtschaftliche Niederlassung mit verschiedenen Schmiedeeinrichtungen besiedelt. Die Einfügung der metallurgischen Tätigkeiten in die Struktur einer häuslichen und handwerklichen Siedlung stellt einen der interessantesten Aspekte des Fundplatzes dar. Zwar sind die Werkstätten im Vergleich zur Römerzeit kleiner und räumlich verstreuter. Vom ökonomischen Standpunkt her entfernt sich das Modell der Arbeitsorganisation in Develier-Courtételle jedoch, durch die Versorgung mit verhüttetem Eisen von aussen und die örtliche Verarbeitung, ziemlich weit vom für das Frühmittelalter noch sehr geläufigen Bild der "Wanderschmiede". Die nun verfügbaren Daten lassen sogar dauerhafte Werkplätze mit entsprechender Organisation und Bezüge zum jurassischen Verhüttungsbezirk erahnen.

Übersetzung:  Robert Fellner