Dies ist der letzte von fünf Bänden, die der merowingerzeitlichen Wüstung von Develier-Courtételle (Kanton Jura, Schweiz)gewidmet sind. Er beinhaltet drei klar getrennte Teile. Die räumliche Analyse der Funde wird im ersten Teil vorgestellt. Die Entwicklung und Organisation der Siedlung in ihrem historischen und archäologischen Umfeld werden im zweiten Teil behandelt. Der letzte Teil ist schliesslich den gallorömischen Funden und Befunden vorbehalten, die während der Grabung entdeckt wurden.

Die Fundstelle liegt auf 450 m Höhe in einem vom Bach " La Pran " durchflossenen Seitental des Delsberger Beckens im Juragebirge. Die Siedlung wurde dank Sondierungsgrabungen im Vorfeld des geplanten Baus der Autobahn A16 entdeckt und zwischen 1993 und 1997 durch die Section d'archéologie et paléontologie des Office de la culture auf einer Fläche von 3,5 ha ausgegraben (Kap. 1).

Eine kurze Einführung (Kap. 2) eröffnet den ersten Teil des Bandes, der sich mit der räumlichen Analyse der Funde befasst. Theorie und Methodik dieser Analyse werden im folgenden Kapitel erläutert; ein kurzer Rückblick auf ihre Rolle innerhalb der Archäologie der Schweiz der letzten 25 Jahre ergänzt diese Überlegungen (Kap. 3). Die Rahmenbedingungen der räumlichen Analyse der Fundstelle Develier-Courtételle - Grabungsmethoden, analytischer Ansatz, Erhaltung und Taphonomie der Überreste - werden ebenfalls genau beschrieben (Kap. 4). Die räumliche Verteilung der Fragmente aus gebranntem Ton (Ziegel und Wandlehm; Kap. 5) und der Tierknochen (Kap. 6) wird daraufhin einer detaillierten Untersuchung unterworfen. Die räumliche Verteilung anderer Fundkategorien wurde schon in früheren Bänden dieser Publikationsreihe beschrieben; die wichtigsten Resultate werden hier noch einmal zusammengefasst (Kap. 7). Die Ergebnisse all dieser Untersuchungen werden im nächsten Kapitel verglichen; jedes Gehöft und jede Arbeitszone wird einzeln diskutiert (Kap. 8). Die daraus hervorgehenden Schlussfolgerungen werden im letzten Kapitel dieses ersten Teiles dargestellt (Kap. 9). Es zeigt sich, dass die räumliche Analyse einen wichtigen Beitrag zum Verständnis von Organisation und Entwicklung der Fundstelle leisten konnte. So lassen Verdichtungen in der Fundverteilung (sog. Wandeffekte) nicht dokumentierte Umzäunungen und Wege erkennen; die Verteilung der datierten Funde klärt einige Fragen zur zeitlichen Stellung bestimmter Gebäude, Gehöfte oder Arbeitszonen; zudem können offensichtliche Unterschiede in der Abfallentsorgung zwischen verschiedenen Gehöften festgestellt werden.

Der zweite Teil des Bandes beginnt mit der Darstellung des historischen Umfeldes der Siedlung und der politischen Gegebenheiten im frühmittelalterlichen Jura (Kap. 10). Quellen, die über lokale Ereignisse berichten, werden besonders eingehend diskutiert. Ein Überblick über die zeitgleichen archäologischen Fundstellen der Region erlaubt es, den Kontext der Entstehung des Weilers von Develier-Courtételle zu rekonstruieren (Kap. 11). Die Gründung der Siedlung, die deutlich vor dem Kloster von Moutier-Grandval erbaut wurde, fällt in eine Phase der Bevölkerungszunahme, die im gesamten Juragebirge zu beobachten ist. Im nächsten Kapitel werden die wichtigsten Ergebnisse der Untersuchungen an Strukturen, Funden und Umwelt zusammengefasst (Kap. 12). Zuerst werden die Haupteigenschaften der einzelnen Gehöfte und Arbeitszonen beschrieben. Dann wird ein Panorama der Entwicklung des Weilers erstellt, die mit der Gründung der drei ältesten Gehöftein den letzten Jahrzehnten des 6. Jh. ihren Anfang nimmt. Die Siedlung erreicht ihre Blüte noch vor der Mitte des 7. Jh. und durchläuft in dessen letzten Viertel eine ernste Krise, welche zur Räumung der östlichen Hälfte des Weilers führt. Die zwei westlichen Gehöfte werden noch einige Jahrzehnte bewohnt und erst gegen die Mitte des 8. Jh. verlassen (Abb. 87).

Landwirtschaft, Viehzucht und Textilhandwerk waren während der ganzen Siedlungsdauer wichtige Aspekte der dörflichen Wirtschaft. Die Eisenverarbeitung scheint zu Beginn eine ganz wesentliche Rolle gespielt zu haben. Das noch ungeschmiedete Metall wurde als Eisenschwamm in den Weiler gebracht und hier gereinigt und zu Gegenständen verarbeitet. Eine grosse Anzahl von Eisenprodukten wird für den Export hergestellt, aber die Krise des letzten Viertels des 7. Jh. setzt dem Metallhandwerk ein Ende. Archäometrische Untersuchungen verschiedener importierter Waren weisen auf ein weit gespanntes Handels- oder Tauschnetzwerk hin und erlauben einige Rückschlüsse auf die Stellung der Siedlung innerhalb der lokalen und regionalen Wirtschaft. Die archäologischen Ergebnisse ermöglichen es zudem, einige abschliessende Überlegungen zur Bevölkerungs- und Sozialstruktur des Weilers zu entwickeln. Im letzten der frühmittelalterlichen Siedlung gewidmeten Kapitel wird diese in ihrem regionalen Zusammenhang betrachtet (Kap. 13). Ihre Gründung scheint mit einem eigentlichen Boom in der Eisenproduktion im Jura zusammen zu fallen. Die teilweise Räumung des Weilers und das gleichzeitige Ende des Metallhandwerks könnten auf eine von mehreren dokumentierten politischen Krisen des ausgehenden 7. Jh. zurück zu führen sein. Im Gegensatz dazu fehlt es an konkreten Hinweisen zu den Ereignissen, welche Mitte des 8. Jh. zur Auflassung der westlichen Gehöfte führten.

Im dritten Teil des Bandes werden die gallorömischen Funde und Befunde vorgestellt. Strukturen wurden nur wenige entdeckt: es handelt sich um eine Gruppe von Lehmabbaugruben und ein kurzes Segment eines gepflasterten Weges (Kap. 14). Auch die Keramik ist nicht sehr zahlreich. Sie datiert vorwiegend in die ersten zwei Jahrhunderte unserer Zeitrechnung und wurde vor allem innerhalb der mittelalterlichen Schichten gefunden (Kap. 15). Dies trifft auch für die wenigen Metallfunde zu (Kap. 16). Beide Fundgruppen werden umfassend dargestellt. In einer kurzen Synthese werden diese Angaben zusammengefasst und einige Schlüsse über die römerzeitliche Nutzung des Geländes gezogen (Kap. 17).

Übersetzung: Robert Fellner