Der vorliegende dritte Band der Delémont-En La Pran gewidmeten Publikationen behandelt die spätbronzezeitlichen Siedlungsphasen.

Durch den Menschen verursachte Landschaftsveränderungen sind ab der Spätbronzezeit deutlich im Gelände erkennbar. Flächen für Ackerbau und Grünlandwirtschaft haben die ursprünglichen Waldgebiete zurück gedrängt. Die Feuchtzonen in Bachnähe dienen als Weideland und zur Heugewinnung. Die Getreideanbauflächen hingegen liegen ausserhalb der Schwemmebene in sicherer Entfernung zur Aue. Innerhalb des Getreidespektrums dominieren Spelzweizen, Einkorn gefolgt von Dinkel (Kapitel 6), Emmer ist anteilsmässig nur wenig vertreten. In grösseren Mengen sind Hirse und Gerste nachgewiesen. Unter den Kulturpflanzen machen die Hülsenfrüchte (Linsen, Ackerbohnen und eine einzige Erbse) einen geringen Anteil aus.

Unter den vertretenen Tierarten überwiegen die Reste vom Rind (Kapitel 5), gefolgt von Schaf und Ziege sowie Schwein. Der Anteil an Pferdeknochen ist wie bei der Mehrheit vergleichbarer Fundkomplexe sehr gering, Wildtierknochen fehlen gänzlich.

Mit über 40 000 m2 handelt es sich in Delémont-En la Pran um eine flächenmässig sehr grosse Fundstelle. Aufgrund der räumlichen Verteilung der archäologischen Funde und der Strukturen konnten verschiedene Aktivitätszonen definiert werden (Kapitel 2). Vom Menschen stark geprägte Bereiche unterscheiden sich von fundarmen Flächen. Zonen mit einer starken Fundkonzentration lassen sich als Wohnbereiche ansprechen. Das Fundspektrum - Keramik, " Mondhörner ", Spinnwirtel, Mühlsteinfragmente und zahlreiche verbrannte Steine - ist für einen Siedlungskontext typisch (Kapitel 3 und 4). Pfostenlöcher und Gruben konnten an mehreren Stellen nachgewiesen werden, vollständige Hausgrundrisse lassen sich damit allerdings nicht rekonstruieren. Die Fundverteilung (insbesondere der Keramik- und Hüttenlehmfragmente) erlaubt auch den Verlauf von Wandfluchten zu lokalisieren. An drei Orten lassen sich die Umrisse grosser Gebäude erkennen, mit Grundrissflächen zwischen 85 m2 und 130 m2 (ensembles d'alignements 1, 2 und 3). Andere ähnliche Fundkonzentrationen sind weniger vollständig, hier können die Gebäude nur bruchstückhaft erfasst werden (alignements 4, 5 und 6 und ensemble 3). Die seltenen Pfostenlöcher lassen auf eine Konstruktionsweise mit tragenden Wänden aus Flechtwerk und Lehm oder in Blockbauweise schliessen. Die in Delémont-En la Pran erreichte Lokalisierung und Erkennung von auf Schwellbalken errichteten Gebäuden ist für eine Landsiedlung der Spätbronzezeit bisher einzigartig, da hier generell mit sehr schlechten Erhaltungsbedingungen für Holz zu rechnen ist.

Die vergleichende Auswertung der entlang der Wandfluchten gefundenen Keramik erlaubt die Präzisierung der 14C -Datierungen dieser Fundkonzentrationen bzw. Gebäuderesten. Mindestens zwei, vielleicht sogar drei aufeinander folgenden Siedlungsphasen können unterschieden werden, wobei sich die Befunde nicht überschneiden sondern nebeneinander liegen, also die Verlagerung der Siedlung belegen (Kapitel 3). Die frühesten, zwischen Ha B1 und Ha B2 datierten Gebäude befinden sich, leicht vom Bach zurück versetzt in der westlichen Hälfte der domaine A. Der Grundriss eines rechteckigen, NW-SE orientierten Gebäudes mit den ungefähren Massen 16 m x 7 m lässt sich eindeutig rekonstruieren (ensemble 3). Ein zweiter Grundriss lässt sich aufgrund einer kurzen Wandflucht und mehreren Pfostenlöchern zumindest ansatzweise nachzeichnen (zone d'intérêt 4). Während den Stufen Ha B2 und B3 erbaute man ungefähr 70m weiter westlich, im mittleren Bereich der domaine A neue Gebäude, wovon das ensemble 1 am besten erhalten ist (17,5 m x 7,5 m). Zahlreiche Fragmente von verbranntem Lehm der ursprünglichen Wandverkleidung zeugen von einer Brandzerstörung (Kapitel 4). Daneben befindet sich ein zweiter, zeitgleicher und leicht nach NW versetzter Bau (ensemble 7). Das alignement 5 in der domaine A besteht vor allem aus Keramik, die z.T. sekundäre Brandspuren aufweist, was wiederum auf einen Gebäudebrand schliessen lässt. Zudem liefern eine grosse Anzahl kleiner verschlackter Bronzeteilchen, die mit Holzkohle und verbranntem Lehm durchmischt sind, einen schwachen Hinweis auf eine lokale Metallverarbeitung. Die Keramiktypologie weist Parallelen zu den Ha B2 bis B3 datierten ensembles auf und erlaubt somit, auf eine gleiche oder wenig ältere Zeitstellung mit den ensembles 1 und 7 zu schliessen. Das ensemble 2 unterscheidet sich von allen anderen durch seinen hohen Anteil an Hüttenlehm (annähernd 90%). In Anbetracht der geringen Anzahl an Keramikfragmenten bleibt jedoch seine Datierung unsicher. Eine allgemeine, im Laufe der Spätbronzezeit beibehaltene NW-SE Ausrichtung der Gebäude ist zu beobachten.

Etwas ausserhalb der Siedlung kamen in einem alten, aufgelassenen Bachbett (domaine B) zwei mit Hitzesteinen verfüllte Ofengruben und eine weitere Grube mit Brandresten zum Vorschein. Die drei Gruben bilden eine Reihe. Die Grubenwände der beiden ersten (Länge circa 250 cm, Breite circa 80 cm bzw. 100 cm) sind stark brandgerötet, der Grubenboden ist mit einer Schicht aus grossen Holzkohlestücken bedeckt. Darauf ruht eine grosse Anzahl Kalkbrocken mit ausgeprägten Feuerspuren. Verschiedene Anhaltspunkte erlaube es, ihren Gebrauch in die Stufen Ha B2 und Ha B3 zu datieren, sie wurden also während der Belegung der alignements 1 und / oder 7 oder der alignements 5 und 6 benutzt.

Im vorliegenden Band können auch neue Erkenntnisse zu dem bereits publizierten Horizont Bz C - Bz D (CAJ 22, Kapitel 10) vorgestellt werden. Es handelt sich vor allem um Funde aus der Verfüllung aufgelassener Bachbette (domaines B und D) und aus einem " archaischen " Bereich, der sich eng begrenzt in der Ebene abzeichnet (domaine A). Diese Funde konzentrieren sich im westlichen Teil der domaine A, wo auch die ältesten erkannten Bauten der Spätbronzezeit liegen. Diese fehlen hingegen gänzlich im mittleren Bereich des Fundplatzes, wo erst für die zweite Hälfte des Ha B Siedlungsspuren bestehen. Es ist anzunehmen, dass die ersten Rodungen und die darauf folgende mittelbronzezeitliche Siedlung nur den westlichen Teil der domaine A besetzten; dieses Gebiet wurde möglicherweise durchgehend bis in die mittlere Spätbronzezeit genutzt.

Es ist allerdings zu bemerken, das alle analysierten Siedlungsphasen jünger als das in der NW-Hälfte der Grabungsfläche angelegte Urnenfeld der frühen Spätbronzezeit sind (Ha B1, 1050-1000 v. Chr.; CAJ 23 in Vorbereitung). Obschon vereinzelte Funde aus dieser Zeit vorliegen, ist die zur Nekropole gehörende, ältere spätbronzezeitliche Siedlung nicht angeschnitten worden und ist deshalb ausserhalb der Grabungsfläche zu suchen.

Übersetzung: Monika Kleiner