Der sechsundzwanzigste Band der Cahiers d'archéologie jurassienne stellt die frühgeschichtliche Besiedlung der Fundplätze von Combe En Vaillard, Combe Varu und Combe Ronde vor, die in der Ajoie nahe beim Dorf Chevenez liegen (Kanton Jura, Schweiz) und im Rahmen des Baus der Autobahn A16 Transjurane zwischen 1998 und 2003 ausgegraben worden sind.

Nach einer kurzen, allgemeinen Einführung im Kapitel 1, präsentiert das Buch die Geologie jedes der drei Erosionstäler, sowie die hydrologische und klimatische Entwicklung der Region während der Frühgeschichte (Kap. 2). Danach werden in den Kapiteln 3 bis 5 die Forschungsergebnisse für jedes Tal dargestellt. Das sechste und letzte Kapitel ist einer Synthese gewidmet.

Die Monographie beleuchtet erstmals, wenn auch noch in schwacher Form, die Besiedlung dieser Gegend von der Spätbronzezeit bis zu Beginn der provinzialrömischen Epoche. Abhängig vom mittelmässigen Erhaltungszustand der Plätze haben die unternommenen Untersuchungen dennoch nachgewiesen, dass in jedem Tal kleine vereinzelte Siedlungen mit vorwiegendem Agrarcharakter in der Latènezeit vorkamen. Diese Niederlassungen wurden durch ein oder mehrere viereckige, einschiffige Bauten gebildet, welche Wiederaufbauphasen aufweisen können. Feuerstellen und Grubenkomplexe deren Funktion selten bestimmbar ist, begleiten die Gebäude. Aus architektonischer Sicht erlauben es die in den drei Tälern gemachten Beobachtungen nicht einen diesbezüglich regionsspezifischen Partikularismus nachzuweisen. Combe Varu und Combe Ronde ergaben auch menschliche Überreste von minderjährigen Individuen.

Das archäologische Fundmaterial besteht vor allem aus Keramik. Metallobjekte sind selten oder fehlen ganz. Für die ältesten Besiedlungsphasen unterstreicht die Untersuchung der Keramik ein wenig ausgedehntes Formenspektrum und hebt die Entwicklung der lokalen Produktion hervor, insbesondere die Ausbeutung von Lehm mit Muscheleinschlüssen. In der Frühlatènezeit ist in der Region auf dem Fundplatz Alle - Noir Bois diese Verwendung noch unbekannt, scheint aber in der Ajoie ab der Mittellatènezeit aufzukommen und bis in die Römerzeit fort zu bestehen. Im Weiteren erweist sich die Entwicklung von Austauschnetzen in der Spätlatènezeit durch die Entdeckung von Importkeramik, Fibeln vom Typ Nauheim und Armringen aus Glas. So erscheinen gewisse chronologische Anzeiger die in grossen spätlatènezeitlichen Siedlungen beobachtet wurden gleichzeitig hier im ländlichen Umfeld. Die gefundenen Elemente weisen auf eine vorwiegend autarke Lebensweise hin. Die Erforschung der Knochenreste belegt sowohl das Verzehren von gezüchteten, wie auch gejagten Tieren. Die Verbrauchsweise oder Ausbeutung gewisser Arten, sowie das Artenspektrum variiert zwischen den drei Plätzen. Dies muss in Beziehung mit der eigenständigen Chronologie jedes einzelnen Ortes in Verbindung gebracht werden. Gemäss der pflanzlichen Makrorestanalyse besteht die Sammelaktivität zusammen mit der Entwicklung des Getreideanbaus. Dies bestätigt im schweizerischen Mitteland getätigte Beobachtungen für die gleiche Zeitstufe. Der Anbau von Hirse überwiegt hier hingegen, wie in Alle - Noir Bois, zweifelsohne weil er der Bodenbeschaffenheit in der Ajoie besser angepasst ist. Der Überblick häuslicher und landwirtschaftlicher Tätigkeiten wird durch die Verarbeitung von Textilien und Häuten vervollständigt. Die Bedeutung des Eisenhandwerkes auf dem Fundplatz von Combe En Vaillard ist zu unterstreichen : es wurden dort zwei Schmiedewerkstätten freigelegt.

Die Ausgrabungen von Chevenez leisten einen Beitrag zur besseren Kenntnis bezüglich der Besiedlungsdichte und -organisation der Böden in der Ajoie, sowie der Tauschnetze in der Latènezeit. Die gesammelten Informationen reihen sich in der chronologischen Fortsetzung der Entdeckungen von Alle - Noir Bois ein ; laufenden Untersuchungen von Alle - Les Aiges und im Delsbergerbecken werden sie bald ergänzen. Die Gesamtheit dieser archäologischen Befunde öffnet ein Fenster in der Wahrnehmung einer chronologischen Zeitstufe, die zwar gut erfasst ist in den grossen Siedlungen, jedoch noch ziemlich verkannt ist in ländlicher Umgebung.

Übersetzung: Ludwig Eschenlohr