Der archäologische Fundplatz Creugenat liegt ein Kilometer südwestlich des Dorfes Courtedoux in der Region Ajoie (Kanton Jura, Schweiz). Seine Entdeckung geht auf die Sondierungen im Vorfeld des Baus der Autobahn A16 zurück, die Ausgrabung erfolgte in zwei Grabungskampagnen zwischen 2000 und 2010. Die Fundstelle liegt auf 450 m im westlichsten Ende eines kleinen Tals. Nur 300 m flussaufwärts befindet sich die Karstquelle, aus der sich periodisch der gleichnamige Wasserlauf ergiesst - wobei es sich eigentlich um austretendes Grundwasser des Ajoulote handelt.

Schwerpunkt des vorliegenden Bandes ist die merowinger-zeitliche Siedlung, erwähnenswert sind aber auch einige ältere Entdeckungen, insbesondere ein kleines römisches Gebäude und zeitgleiche Gräben, die zwischen dem Ende des 1. Jh. v. Chr. und dem Ende des 1. Jh. n. Chr. anzusiedeln sind. Einige Herdstellen und Gruben der Bronze- und Eisenzeit sowie Silex aus dem Mesolithikum, Neolithikum und der Glockenbecherzeit zeugen von einer gelegentlichen ur- und frühgeschichtlichen Begehung des Platzes (Kapitel 3). Jüngere Eingriffe - die Anlage eines Bewässerungssystems im 18. Jh. sowie der Bau und diverse Korrekturen der von Porrentruy in die Haute-Ajoie führenden Strasse - werden soweit sie in die älteren Befunde eingreifen ebenfalls kurz erläutert (Kapitel 1). Die Besonderheit des geologischen Untergrundes und neue, vor Ort oder aus den Schriftquellen gewonnene Erkenntnisse zum Creugenat werden ausführlich in Kapitel 2 dargestellt.

Der frühmittelalterliche Weiler von Courtedoux - Creugenat besteht aus zwei Hofstätten, die zwischen der 2. Hälfte des 6. Jh. und der 1. Hälfte des 8. Jh. bewohnt waren. Für diese Zeit lassen sich drei Entwicklungsphasen unterscheiden. Die Siedlung des 6. Jh. wird in zwei Etappen massgeblich umgestaltet, zuerst im zweiten Drittel des 7. Jh. und noch einmal im dritten Drittel des 7. Jh. Die Veränderungen betreffen jeweils beide Gehöfte, wobei die Anzahl der Grossbauten abnimmt und man von der Pfosten- zur Ständerbauweise übergeht, wovon die Steinunterlagen für die Schwellbalken zeugen. Ende des 7. Jh. wird das südliche Gehöft verlassen, das nördliche überlebt dessen Abgang nur um wenige Jahrzehnte und wird im Laufe der 1. Hälfte des 8. Jh. ebenfalls aufgegeben. Die Beschreibung der Befunde, der Siedlungsentwicklung und der Vergleich mit zeitgleichen ländlichen Siedlungen erfolgen in Kapitel 4.

Unter den Alltagsgegenständen finden wir Geschirr aus Feinkeramik (Kapitel 5), Lavez (Kapitel 6) und Glas (Kapitel 7), aber auch kleinere Objekte des Hausrates wie Schmuck (Glas- und Bernsteinperlen) und Utensilien aus Bein, Ton oder Stein, etwa Kämme, Nadeln und Spinnwirtel (Kapitel 8), darunter auch einige besondere Gegenstände aus Keramik wie Spielsteine und Tiegel (Kapitel 8). Die Gattung der Metallfunde ist umfangreich : Werkzeug, Schmuck- und Trachtbestandteile, Waffen sowie Kleinst-Metallobjekte (Kap. 9). Die Gruppe der Steinartefakte umfasst Silex in Zweitverwendung, einige Schleif- /Glättsteine sowie Mühlsteine vervollständigen die Palette der verwendeten Gerätschaften (Kapitel 10). Die Untersuchung der Baukeramik, insbesondere der Ziegel erlaubt zusätzliche Rückschlüsse zur Konstruktionsweise der Gebäude (Kapitel 11).

Die Analyse der Materialreste von der Eisenverarbeitung belegt eine spezialisierte, lokale Produktion guter Qualität für den Eigenbedarf (Kapitel 12). Die Untersuchung der Knochen (Kapitel 13) und pflanzlichen Makroreste (Kapitel 14) lässt auf eine agrarisch wirtschaftende Bevölkerung gehobenen Lebensstils schliessen. Aufgrund der mikromorphologischen Analyse von neun Grubenhäusern haben wir Kenntnis von eingezogenen Holzböden und verschiedenen Benutzungsphasen (Kapitel 15). Ein Gesamtüberblick schliesst den Band ab (Kapitel 16).

Übersetzung: Monika Kleiner