Die vorliegende Untersuchung basiert auf einer Diplomarbeit, welche 1991 am Seminar für Urgeschichte der Universität Neuchatel abgeschlossen wurde. Sie stellt eine erste Einschätzung der Bronzezeit im Kanton Jura unter chronologischen und kulturellen Gesichtspunkten dar.

Anhand der Auswertung alter Lokalsammlungen und unter Einbeziehung von Ergebnisse der neueren archäologischen Untersuchungen im Zusammenhang mit dem Bau der N16-Transjurane konnte ein durchdachtes Inventar der Fundplätze und Einzelfunde vorgelegt werden.

Gesamthaft wurden 28 Fundensembles, welche Siedlungen, Grabkomplexe oder Einzelfunde betreffen, aufgenommen. 17 beziehen sich auf das Delsbergerbecken, die Freiberge und den Clos-du-Doubs, während 11 in der Ajoie liegen.

Was die Chronologie betrifft, konnte der Übergang vom Endneolithikum, einer im Jura nachgewiesenen Zeitstufe, zur Frühbronzezeit bis jetzt noch nicht aufgezeigt werden. Weil ein Frühbronzezeithorizont noch fehlt, stellt die Phase Bz B1-B2 der Grotte Sainte-Colombe in Undervelier den ältesten Beleg einer bronzezeitlichen Besiedlung auf jurassischem Boden dar. Das Ende der Mittelbronzezeit und der Beginn der Spätbronzezeit (Bz C-D) sind dokumentiert durch Grabensembles und Einzelfunde von Metallobjekten, sowie durch temporäre Refugien in Höhlen. Erwähnt seien hier als Beispiele die drei Höhlen von Saint-Brais, welche ein reichhaltiges Keramikinventar geliefert haben, sowie die Höhensiedlung auf dem Mont Terri. Die Wohnsiedlungen welche in Beziehung mit diesen Keramikkomplexen stehen, konnten bis jetzt nicht lokalisiert werden.

Die Spätbronzezeitphasen (Ha A-B) sind heute, dank der archäologischen Untersuchungen auf dem Trassee der N16-Transjurane, besser bekannt. 14 Ensemble, vorwiegend im Delsbergerbecken gelegen, lassen sich diesen Zeitstufen zuweisen. Während der Phase Ha A-B1 treten kleine Weiler oder Einzelhöfe auf den Terrassen oder Talhängen, in einiger Distanz zur Schwemmebene, auf. Es handelt sich zum Beispiel um die Fundstellen von Boécourt, Les Montoyes, von Glovelier, Les Viviers, von Courfaivre, Les Esserts sowie vermutlich von Bassecourt, Champ Hulay und von Delémont, En La Pran. Aus der Endphase Ha B ist einzig die Siedlung des Roc de Courroux, mit einer massiven Besiedlung seiner felsigen Abhänge, Höhlen und Felsdächer, bekannt. Vielleicht wurden die Siedlungen in der Ebene zugunsten von solchen Plätzen an strategisch sichereren Stellen aufgelassen. Die Belegung gewisser Höhlen in der gleichen Stufe könnte ebenfalls im Zusammenhang mit solchen Bevölkerungsverschiebungen stehen. Das Fehlen von spätbronzezeitlichen Gräberfeldern spiegelt die allgemeine Situation des Schweizer Mittellandes wider.

Während der Mittelbronzezeit und dem Beginn der Spätbronzezeit bestehen was die Keramik betriff aus kultureller Sicht Kontaktedurch die Tiefebene von Belfort und das Birstal, sowohl im Delsbergerbecken wie auch in der Ajoie, mit dem Elsass und Südwestdeutschland. Buckel- und Kerbschnittverzierungen, sowie Dekormuster in vertikalen Bändern bestätigen diese Verbindungen. Im Laufe der Phase Ha A entwickeln sich die eigenständigen Mittelbronzezeitelemente allmählich, bis zum Auftreten des "Rheinisch-Schweizerisch-Ostfranzösischen Stiles". Zu diesem Zeitpunkt werden die Höhlen von Saint-Brais und das Plateau des Mont Terri aufgelassen. Dieses Phänomen könnte mit der allgemeinen Tendenz der Auflassung von Höhensiedlungen, welche im Elsass festgestellt wurde, in Beziehung gebracht werden (Piningre 1987, p. 11). Die Stufe Ha B und der Übergang Ha B-C dürften durch eine vollständige Aufarbeitung der Sammlungen des Roc de Courroux besser verstanden werden.

Die geographische Verbreitung der Siedlungsplätze mit Fundlücken im östlichen Teil des Delsbergerbeckens, sowie in den Freibergen, spricht, was das Becken betrifft, eher für Forschungslücken als für eine tatsächliche Fundsituation. Künftige Begehungen und Ausgrabungen könnten zudem das noch ziemlich lückenhafte Bild der Bronzezeit in der Ajoie vervollständigen.

Übersetzung: Ludwig Eschenlohr