Der Fundplatz Alle, Pré Monsieur hat mehr als 100000 Moustériensilices ergeben. Diese lassen sich, verteilt auf etwa zwölf Schichten, in drei Zonen gliedern: die zentrale Zone (schwarze Schicht, Schichten 4b, 4, 2b und 2), die Hangzone (Schichten E, D, C, B und A), sowie die Wiesenzone (Schichten 3, 20 und 2). Die Fundstelle liegt am Fusse eines Antiklinals, welcher die Schwemmebene der Allaine abgrenzt, und hat ein allgemeines Schichtrutschen erfahren. Die sedimentologischen Untersuchungen (Korngrössenbestimmung, Geochemie und Mikromorphologie) ermöglichten die Schichtablagerungsbedingungen zu rekonstruieren und eine Relativchronologie zu erstellen (Kap. 2). Es ist jedoch nicht gelungen eine absolute Datierung zu erhalten, weder durch C14, noch durch Aminosäurenrazeminierung, noch durch Thermolumineszenz.

Die Grundproduktion ist teilweise auf verwitterten eemzeitlichen Schwemmsedimenten erfolgt. Der Flusslauf hat sich mit der Zeit hangabwärts bewegt. Die daraus resultierende Destabilisierung hat am Hangfuss die Ablagerung der schwarzen Schicht, sowie der Schichten E und 4 bewirkt. Diese Formationen wurden durch die Kolluvionsschicht 2b überdeckt. All dies ist während der älteren Würmeiszeit aufeinandergefolgt. Bodenflussphänomenen haben, wahrscheinlich in der jüngeren Würmeiszeit, zur Ablagerung der Schicht C geführt. Nach einem Wasserspiegelanstieg der Allaine, in Folge von Schwemmauffüllungen bedingt durch starken Holzschlag an den Abhängen, lösen sich mehrere Hangschwemmphasen ab. Zuerst erfolgt die Ablagerung der Schicht B. Im Anschluss an eine endlatènezeitliche Besiedlung des Platzes (2030 ± 55 BP) in Schicht 20, lagern sich die Schichten A und 2 ab. Im 1. Jh. n. Ch. wird im Hang eine römische Strasse gebaut. Danach geht die Schwemmauffüllung, bis zu rezenten Erosionsphasen, weiter.

Die Rohstoffuntersuchungen geben einen Einblick in die Territorial- und Rohstoffverwaltung (Kap. 3). Über 99 % der Industrie bestehen aus verschiedenen Fazies von örtlichen Silices aus Malmkalken. Die importierten Silices stammen aus der Juragegend- und der Rheingegend sowie dem oberen Doubstal. Die anderen Gesteinsarten könnten in den südlichen Vogesenausläufern oder in nähergelegenen Schwemmablagerungen (Vogesen- und Sundgauschotter des Delsbergerbeckens, der Ajoie und des Elsasses) gesammelt worden sein.

Ein Teil der Silexindustrie wurde nach typologische und technologische Aspekten untersucht (Kap. 4). Obwohl zwischen zahlreichen Schichten grosse Ähnlichkeiten - ausschliesslich typisches Moustérien mit zahlreichen Schabern und Kerbstücken - bestehen, lassen sich drei Ensembles unterscheiden. Für Exportprodukte überwiegen Abschlagschemata mit mehrfachen Grundformen (Levallois-Methode), für den alltäglichen Gebrauch werden einfache Grundformen verwendet (einseitige oder prismatische Abschlagtechnik...).

Die Levallois-Methode kennzeichnet das Ensemble A (Schichten 2, 2b und A, ein Teil von 4). Sie wird meist vollumfänglich angewendet, was zu Objekten von abnehmender Grösse führt. Der zerklüftete Rohstoff verstärkt den minderwertigen Aspekt dieser Industrie: vor dem Abschlagen muss das Werkstück zerbrochen werden. Schaber vom sogenannten Rheinlandtyp zeichnen das Ensemble aus: Schräg- und Winkelschaber, sowie Bogenspitzen. Die Benutzungsphase fällt ins Eem-Interglazial (etwa 130000 bis 110000).

Das Ensemble B (ein Teil der Schichten 4 und E, die Schicht 4b und die schwarze Schicht) unterscheidet sich durch die Verwendung eines feinkörnigeren Rohstoffes ohne Risse. Dieses Material weist im allgemeinen ein Eisen- und Manganverkrustung auf, welche nach der Produktion erfolgt ist. Die Levallois-Methode ist nicht von abnehmender Grösse und weist keine Umorientierungsphasen auf. Die Produktionschemata sind meist nicht vorbestimmt. Die geringe Werkzeugzahl verunmöglicht eine sichere Einordnung. Die Besiedlungsphase fällt wahrscheinlich in die älteren Würmeiszeit (etwa 110000 bis 70000).

Das Ensemble C (Schichten B, C und D, vielleicht E) weist eine dem Ensemble A sehr ähnliche Handhabung der Grundproduktion auf. Ein Bezug zwischen den beiden ist möglich. Unterschiede zum Ensemble A machen sich im Bereich der Schaber, besonders derjenigen vom Rheinlandtyp bemerkbar. Das Ensemble C beinhaltet die grösste Kernsteinzahl des Fundplatzes und datiert ebenfalls in die Eemzwischeneiszeit. Das typische Moustérien von Pré Monsieur scheint viel älter zu sein als das Moustérien des orientalen Chanrentientypes, welches man zum Beispiel in Pleigne, Fundplatz Löwenburg antrifft.

Statistische Untersuchungen haben einerseits versucht eine gewisse Schichtenverwandschaft nachzuweisen (Kap. 5). Andererseits sollte (mittels Korrespondenz- und Clusteranalysen) die Variationsfrequenz der Typen zwischen den Schichten veranschaulicht werden. Die Schlussfolgerungen im Bezug zu den typologischen Untersuchungen sind im grossen und ganzen zusammenhängend (Verwandschaft der Schichten 2b und 4, sowie der Schichten B und C). Dies ist weniger der Fall was die technologische Analyse betrifft (Bezüge zwischen der schwarzen Schicht und Schicht E, oder zwischen Schicht 2 und A). Bei den variationsanfälligen Stücken scheint es sich vor allem um Kernsteine zu handeln. Orientale Stücke fehlen in der schwarzen Schicht, sind jedoch zahlreicher in den Schichten B und C. Die statistischen Studien zeigen schliesslich, dass Kerb- und gezähnte Stücke (sogenannte Zweckgeräte) von einer Schicht zur anderen nicht variieren.

Die Monographie schliesst mit Verteilungsstudien (Kap. 6). Es gilt nachzuweisen ob noch irgendein räumlicher Bezug zwischen den Fundstücken besteht. Mehrere Methoden haben dazu beigetragen (Statistik, Analyse der Trümmerverteilungsdichte, plani- und volumetrische Studien, Untersuchung der Verteilung der importierten, erhitzten und zusammengesetzten Stücke), die Ergebnisse widersprechen sich jedoch teilweise. Das Zusammensetzen ergibt keine aussagekräftigen Resultate. Obwohl die Fundobjekte verlagert wurden, scheint die ursprüngliche Verteilung ein wenig erhalten zu sein: die Gruppierungstendenz von Abschlägen und Kernsteinen, im Gegensatz zu den Werkzeugen, spricht dafür.

Übersetzung: Ludwig Eschenlohr